Lyrik

 

Zugegeben, „Lyrik“ ist eine anspruchsvolle Bezeichnung für mein Gereimtes (vielleicht mit Ausnahme meines persönlichen Favoriten: „Prächtige Nacht“). Aber was beim Schreiben Vergnügen bereitet hat, macht vielleicht auch Spaß beim Lesen …

 

Fünf Beispiele aus meiner Vers-Schmiede:

An Lady Catherine
(2009)
(Illustration: Zeichnung für den Bildband „Satisfiction“ von Lutz Buchholz)

Prächtige Nacht
(2010)
(Illustration: Unveröffentlichte Zeichnung für eine Kurzgeschichte von Uwe Vöhl)

In Deutschland
(2011)

Der Succubus
(2009)
(Illustration: Schmuckrahmen für eine Werbeankündigung des Fanzines „Nocturno“ von Uwe Vöhl)

Amélie
(1993/2009)

 

(Covergestaltung: Cornelia Niere)

 

(Coverillustration: Jelovsky)

 

 

 

 

An Lady Catherine
von Malte S. Sembten

Aus deinem Munde streicht ein atemloses Flüstern:
„Schließe deine Augen, lass’ mich naschen!“
Schon spitzen deine Lippen sich lüstern.
Schon nähern sie sich mir gierig zum Kuss.
Ich seufze, weil ich standhaft bleiben muss.

Dein Blick, so kalt und schwarz. Ich muss daran denken
Dass diese scharlachdunklen Lippen mir
Nie auch nur das schmalste Lächeln schenken.
Öffnete jemals Lachen deinen Mund?
Du lächelst nicht. Und das aus bösem Grund.

Denn teilst du die Lippen nur ein einziges Mal,
Erlischt die Liebesglut, das Blut gefriert:
Dein Zahnfleisch ist ein Messerfutteral,
Darin tödlich spitze Klingen stecken.
Deine Zunge giert, mein Blut zu lecken.

(Veröffentlicht in: Christian Walther [Hrsg.]: GOTHIC. DARK LYRICS
Weinheim 2009, Verlag Beltz & Gelberg [Gulliver 1168] [S. 129])

 

 

 

Prächtige Nacht
von Malte S. Sembten
(Online veröffentlicht)

 

 

In Deutschland
von Malte S. Sembten
(Online veröffentlicht)

 

 

(Veröffentlicht in: Arcana, Nr. 14 [2011] [S. 58])

 

 

Amélie
von Malte S. Sembten

Wie aus einem Kelch voll Wein
Fließt das Haar in gold’nen Wellen
Die die klare Stirn erhellen
Gleich Novembersonnenschein.

Lieblich lässt ein Hauch Rosé
Marmorblasse Wangen glühen;
Dunkelsüße Lippen blühen
Wie ein Rosenblatt im Schnee.

Neckisch hat die Schöpferhand
Dem Kinn ein Grübchen eingeprägt.
Das milchsternweiße Antlitz trägt
Smaragdaugen eingebrannt.

Glühend grüner Hexenblick
Verzaubert jeden und verbannt
Ihn in ein fernes Wunderland,
Woher niemand kehrt zurück.

(Veröffentlicht in: Christian Walther [Hrsg.]: GOTHIC. DARK LYRICS
Weinheim 2009, Verlag Beltz & Gelberg [Gulliver 1168] [S. 53])